Allen Ginsberg
Allen Ginsberg und die Gegenkultur der „Beat Generation“
Irwin Allen Ginsberg lebte von 1926 bis 1997. Seine Eltern waren als junge Erwachsene in die USA eingewandert; sie stammten aus Ostpolen und waren jüdischer Abstammung. Beide Elternteile waren politisch aktiv; die Mutter war Kommunistin und verstarb früh. Auf Wunsch seines Vaters begann Ginsberg 1943 ein Jurastudium an der Columbia University.
Allen Ginsberg gehört neben J. Kerouac und W.S. Burroughs zu den Vertretern der im Amerika der 1950er und beginnenden 60er Jahre aufkommenden Beat-“Literatur“. Das Adjektiv „beat“ stammt aus dem Slang der Kriminellen mit den Bedeutungen „müde, besiegt, heruntergekommen“. Kerouac prägte auch die Begriffe „upbeat“ - euphorisch, „beatific“ - glückselig, verzückt und „being on the beat“ - im Rhythmus sein.
Diese „Stilrichtung“ sagte sich von der zeitgenössischen, klassizistisch-akademischen und teils rein kommerziellen Dichtung und Literatur los. Natürlich lebten diese „Beatniks“ auch unkonventionell, protestlerisch bis chaotisch. Viele Gedichte Ginsbergs sind nur vor dem Hintergrund seiner ausgeprägten Drogenerfahrungen, vor allem mit LSD, aber auch mit Marihuana und Benzedrin ("Speed"), verständlich.
William S. Burroughs spielte dabei die Rolle einer Art „Guru“, der ihn in einem Briefwechsel mit der indianischen Wahrsagedroge Ayahuasca bekannt machte (“The Yage Letters“). Und John Kerouac, der Mystiker, schrieb ihm am 13. Januar 1950: "Was ist das Geheimnis der Welt? Niemand weiß, dass wir Engel sind. Gottes Engel bezaubern und täuschen mich.“
Allen Ginsberg sprach von einer „ganz allmählichen Erweiterung unserer Sinne und Fähigkeiten“. Die noch „nie geschauten Welten“, wie sie ungewöhnliche Lebensrhythmen oder auch Drogen eröffnen, seien „kein kapitalistisches Exklusiveigentum mehr“ wie noch zur Zeit von Coleridge und Rimbaud, sondern stünden jedem offen.
Ginsbergs religiöse Rauschgedichte seines Buches „Kaddisch“ beschreiben nach seiner eigenen Aussage „tatsächlich erlebte Orte... [...] wirkliche Welten, nicht etwa bewußt literatenhafte Phantastereien“.
Als Beispiel sei daraus das Machwerk „Lysergic acid“ (Lysergische Säure) auszugsweise zitiert [2]. Es gibt einen Eindruck von der Hölle und der Verlorenheit, in der er sich befindet:
„Es ist ein vielfachmillionenäugiges Monstrum
es ist in all seinen Elefanten und Wesen verborgen
es summet in der elektrischen Schreibmaschine
es ist sein eigener Stromkreis, wenn es Drähte hat
es ist ein riesiges Gespinst
und ich hänge am letzten millionsten unendlichen Fangarm, bekümmert,
verloren, abgetrennt, ein Wurm, ein Gedanke, ein Ich
eines der Millionen Skelette in China
einer der ganz besonderen Irrtümer
ich Allen Ginsberg ein separates Bewußtsein
ich der ich Gott sein will
ich der ich hören will die letzte und kleinste Vibration ewiger Harmonie
ich der ich zitternd der Vernichtung harre durch jene ätherische Musik in dem Feuer
ich der ich Gott hasse und ihm einen Namen gebe
ich der ich Fehlschläge mache auf der ewigen Schreibmaschine
ich der ich Verurteilt Verdammt bin...“
Die Jahre 1962 und 1963 verbrachte er im Fernen Osten, davon 18 Monate im indischen Varanasi.
Im Jahr 1972 trat er formell zum Buddhismus über und war Schüler von Chögyam Trungpa Rinpoche. Er hielt Vorlesungen am Naropa Institute (Boulder/Col.) und war bis 1983 Direktor an der Kerouac School of Poetics.
Am 5. April 1997 starb Allen Ginsberg an Leberkrebs. Auf eigenen Wunsch hin wurde sein Begräbnis nach jüdischem und buddhistischem Ritus durchgeführt.
Erläuterungen zu den Mystik- und Drogenerfahrungen aus biblischer Sicht:
Die von Allen Ginsberg gebrauchten Substanzen (LSD, Ayahuasca, Meskalin, Marihuana) erzeugen veränderte Bewußtseinszustände bis hin zu optischen und akustischen Halluzinationen; man spricht dabei von psychedelischer und psychosomimetischer Wirkung.
Die Amazonas-Indianer nehmen Ayahuasca in rituellen und religiösen Zeremonien zu sich, da sie hierdurch in die Zukunft blicken sowie Kontakt mit Geistern und Ahnen aufnehmen können. Das bedeutet von der geistlichen Sichtweise der Heiligen Schrift her gesehen eine Kontaktaufnahme mit Dämonen bzw. Totenbeschwörung und Wahrsagerei (vgl. 3. Mose 20, 6).
Die unter dem Einfluß solcher Psychedelika stehenden Personen haben - wie Ginsberg und die Beatniks - oftmals das Gefühl, mit übernatürlichen Wesen und Welten verbunden zu sein oder den ganzen Kosmos zu umfassen oder zu schauen. Manche meinen, es öffne sich der Himmel, und sie sähen Gottes Engel. Andere aber haben einen "bad trip", und es öffnet sich ihnen die Hölle, und sie sehen Teufel oder dämonische Einbildungen.
Der Entdecker des LSD, der Schweizer Pharmakologe Albert Hofmann, schildert seine erste "Konfrontation" mit LSD folgendermaßen:
»Alle Anstrengungen meines Willens, den Zerfall der äußeren Welt und die Auflösung meines Ich aufzuhalten, schienen vergeblich. Ein Dämon war in mich eingedrungen und hatte von meinem Körper, von meinen Sinnen und von meiner Seele Besitz ergriffen... Die Substanz, mit der ich hatte experimentieren wollen, hatte mich besiegt.«
Die nach dem Konsum derartiger Halluzinogene auftretenden Zustände "erweiterten" Bewußtseins gleichen den nach der Anwendung spiritueller Übungen (wie z.B. Meditation, Yoga oder Trancetanz) berichteten mystischen Erfahrungen. Ginsberg hat auch diese fernöstlichen Praktiken angewendet.
Alle diese Dinge sind "Werke des Fleisches" und schließen vom Reich Gottes aus (Galater 5, 19-21).
Schriftstellen:
(...) welches Tages ihr davon eßt, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott (1. Mose 3, 5)
Gegen einen, der sich an Totenbeschwörer und Wahrsager wendet und sich mit ihnen abgibt, richte ich mein Angesicht und merze ihn aus seinem Volk aus. Ihr sollt euch heiligen, um heilig zu sein; denn ich bin der Herr, euer Gott (3. Mose 20, 6.7, Einheitsübersetzung)
Und sie ließen ihre Söhne und ihre Töchter durchs Feuer gehen, und trieben Wahrsagerei und Zauberei, und verkauften sich, zu tun, was böse war in den Augen des HERRN... (2. Kön. 17, 17)
Bibeltext: bibleserver.com Parallel Bibel
Quellenangaben und weiterführende Informationen:
[1] Wikipedia: Allen Ginsberg
[1a] Indiepedia: Allen Ginsberg
[2] Neues Bewußtsein - neue Religiosität, 1. Aufl., S. 21 (Patmos Verlag, Düsseldorf 1973, ISBN 3525776713)
[3] Gaber, Bruno: Sagt die Bibel etwas über Drogen?
[4] bibelkommentare.de: Wahrsagerei, Zauberei
Erstellt am 08. 08.2014 * Update vom 13.05.2019