Friedrich Christoph Oetinger

Friedrich Christoph Oetinger (* 2. Mai 1702 in Göppingen; † 10. Februar 1782 in Murrhardt) war ein deutscher evangelischer Theologe und führender Vertreter des württembergischen Pietismus. Als Theologiestudent im Evangelischen Stift Tübingen begegnete Oetinger 1725 den Schriften Jakob Böhmes, mit denen er sich fortan intensiv, bis in sein Alter hinein, beschäftigte. Nach dem Studium unternahm Oetinger eine ausgedehnte Reise durch Deutschland, auf der er in Frankfurt ersten Zugang zur >Kabbala fand. 1746 wurde er Pfarrer in Walddorf (bei Tübingen). An der alten Sulzeiche dort soll er "den Geistern gepredigt" haben.

Seine theologischen Vorstellungen waren komplex und nicht nur dem modernen Menschen schwer verständlich. In seine Überlegungen mischten sich >mystische, kabbalistische, >theosophische, >alchemistische und philosophische Einflüsse mit einer gewissen Schau der Bibel.

Friedrich Christoph Oetinger schrieb – nachdem er sich jahrelang mit der >Kabbala beschäftigt hatte – 1763 ein Buch über die Teinacher Lehrtafel der Prinzessin Antonia und deren Lehre. Kabbalistisches Lehrgut befindet sich in seinen Predigten vor den Kirchengemeinden Herrenberg und Weinsberg und in seinem dogmatischen Lehrbuch.

Zeitlebens war der vielseitig interessierte Mann umstritten. So ließ das Stuttgarter Konsistorium (Kirchenleitung) im März 1766 sämtliche Exemplare seines Werks Swedenborgs und anderer Irdische und himmlische Philosophie aus dem Jahr 1765 beschlagnahmen. Oetinger verteidigte darin Swedenborgs Anschauung vom Reich der Geister.

Zu den wichtigsten Quellen Oetingers gehören neben der jüdischen >Kabbala (Geheimlehre)

  • der Neuplatonismus,
  • die >Alchemie,
  • die Parapsychologie,
  • die Schriften verschiedener >Mystiker und Visionäre,

besonders des bereits genannten Emanuel Swedenborg ("Träume eines Geistersehers") und von Jakob Böhme. Oetinger ahnte, daß der Einfluß des Spiritisten Swedenborg gefahrvoll für ihn sein würde. Er schreibt darüber:

"Ich wusste, dass er mein Unglück sein werde. Doch ich falle lieber in den Abgrund, als dass ich eine erkannte Wahrheit unterschlage."

Auch seinen umstrittenen Zeitgenossen Anton Mesmer (1734-1815), den Entdecker des "animalischen Magnetismus", hat Oetinger geschätzt [2, 4]

Quellenverzeichnis und weiterführende Informationen:

[1] Wikipedia (DE)

[2] Breymayer, Reinhard: Zwischen Prinzessin Antonia von Württemberg und Kleists Käthchen von Heilbronn. Neues zum Magnet- und Spannungsfeld des Prälaten Friedrich Christoph Oetinger, Noûs-Verlag Thomas Leon Heck, Dußlingen 2010; ISBN 978-3-924249-51-9. [Zur Ausstrahlung des Kabbalakenners und Magnetismus-Sympathisanten Oetinger auf das Umfeld von Hölderlin, Hegel und Heinrich von Kleist.]

[3] Handbuch Orientierung: Oetinger, Friedrich Christoph

[4] Holzhauer, Rudi: Verführungsprinzipien, unveränderte Neuauflage 2012, S. (IABC Verlag, Wiesbaden)

[5] Bemerkungen zum eschatologischen Heilsuniversalismus bei Friedrich Christoph Oetinger: Die Apokatastasis panton, das Ziel der Werke Gottes

Bild: Georg Adam Eger (public domain)

Erstellt am: 29. Januar 2019 * Update vom 02. Dezember 2019

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