1. Samuel 3
Betrachtung von Pastor Wilhelm Busch
Da wird erzählt, daß es in Israel – es war vor der Königszeit – jämmerlich zuging. Es gab einen Hohenpriester, aber das war ein schwacher Mann, der die Sünden nicht strafte und das Volk, die Israeliten, nicht daran erinnerte, daß sie Gottes Volk seien. Seine Söhne waren Priester, die ganz offen Gott lästerten.
Da wird erzählt, daß es in Israel – es war vor der Königszeit – jämmerlich zuging. Es gab einen Hohenpriester, aber das war ein schwacher Mann, der die Sünden nicht strafte und das
Volk nicht daran erinnerte, daß sie Gottes Volk seien. Seine Söhne waren Priester, die ganz offen Gott lästerten. Wir hören da gewissermaßen zum ersten Mal, daß es Priester Gottes gibt, die selber
nicht glauben. Die die Zeremonien vollführen, und damit eigentlich Gott lästern, weil sie in offenbarsten Sünden leben. Damit, daß einer den Titel Pfarrer oder Priester hat, ist noch nicht ausgesagt,
ob er ein Kind Gottes ist. Und da geschieht es, daß ein kleiner Junge von seiner Mutter dem HERRN geweiht wird, der Samuel. Er lebt bei dem Hohenpriester Eli; er schläft nachts im Vorraum des
Tempels, der Stiftshütte (die war damals noch da) auf einer Matte. Und da lesen wir (1. Sam. 3, 1-10):
Und da Samuel, der Knabe, dem HERRN diente unter Eli, war des HERRN Wort teuer zu derselben Zeit, und war wenig Weissagung. Und es begab sich, zur selben Zeit
lag Eli an seinem Ort, und seine Augen fingen an, dunkel zu werden, daß er nicht sehen konnte. Und Samuel hatte sich gelegt im Tempel des HERRN, da die Lade Gottes war, und die Lampe Gottes war noch
nicht verloschen. Und der HERR rief Samuel. Er aber antwortete: Siehe, hier bin ich! und lief zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich! du hast mich gerufen. Er aber sprach: Ich habe
dich nicht gerufen; gehe wieder hin und lege dich schlafen. Und er ging hin und legte sich schlafen. Der HERR rief abermals: Samuel! Und Samuel stand auf und ging zu Eli und sprach: Siehe, hier bin
ich! du hast mich gerufen. Er aber sprach: Ich habe nicht gerufen, mein Sohn; gehe wieder hin und lege dich schlafen. Aber Samuel kannte den HERRN noch nicht, und des HERRN Wort war ihm noch nicht
offenbart. Und der HERR rief Samuel wieder, zum drittenmal. Und er stand auf und ging zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich! du hast mich gerufen. Da merkte Eli, daß der HERR den Knaben rief, und
sprach zu ihm: Gehe wieder hin und lege dich schlafen; und so du gerufen wirst, so sprich: Rede, HERR, denn dein Knecht hört. Samuel ging hin und legte sich an seinen Ort. Da kam der HERR und
trat dahin und rief wie vormals: Samuel, Samuel! Und Samuel sprach: Rede, denn dein Knecht hört. Und der HERR sprach zu Samuel: Siehe, ich tue ein Ding in Israel, daß, wer das hören wird, dem werden
seine beiden Ohren gellen.
Das ist eine der wichtigsten Geschichten im Alten Testaments. Das erste, was mir an dieser Geschichte überaus wichtig ist, ist dies: Da wird also ein Junge in die Gemeinschaft mit dem HERRN berufen. Er soll sein sein Werkzeug und sein Diener werden, und sein Kind. Wer macht hier den Anfang, Samuel oder der HERR? Der HERR ruft ihn zuerst, der HERR fängt an, und das ist so wichtig, daß wir das begreifen. Es gibt kein Glaubensleben, wo wir den Anfang gemacht hätten.
Es heißt in einem Lied (EG 545, Regionalteil Württemberg):
Hättst Du dich nicht zuerst an mich gehangen,
ich wär‘ allein wohl nicht Dich suchen gangen,
du suchtest mich und nahmst mich mit Erbarmen
in deine Arme.
Und dies Lied endet mit dem Vers:
Nun dank' ich dir vom Grunde meiner Seelen,
dass du nach deinem ewigen Erwählen
auch mich zu deiner Kreuzgemeine brachtest
und selig machtest.